Die Schweizer Künstlerin Franziska Rutz greift weibliche, unsichtbare Wirklichkeit des Alltags auf und stellt diese irritierend ›in den Weg‹. Reale Gegenstände, Fotografien und Elemente der neuen Medien bilden ein Ensemble. Ästhetische Mittel und Inhalt befassen sich mit den Menschen im Spannungsfeld zwischen Fremdheit, Urbanität und Alltag. Zur Einführung lassen die Sängerinnen Careen Fabian und die Gitarristin Michaela Andrioff ihrer musikalischen Leidenschaft freien Lauf. Das ausdrucksstarke Duo bewegt sich zwischen Bossa Nova, Jazz, Funk & Soul.
Mit "Kabinett Rouge" endet der dreimonatige Zyklus "Leidenschaft: Junge Kunst", mit dem sich der Allgemeine Konsumverein am städtischen Festival "Barocke Leidenschaften" anlässlich der großen Rubens-Ausstellung des Herzog Anton Ulrich-Museums beteiligt: Die Rauminstallation ›Kabinett Rouge‹ erzeugt die gedämpfte Atmosphäre einer Theaterloge, eines ungestörten Chambre séparée. Ungewöhnliche Kombinationen von Materialien und Formen spielen gezielt mit Kompositions- und Assoziationsgrenzen. Das ›Kabinett Rouge‹ oszilliert zwischen festlichem und anrüchigem Ambiente.
Anette Haas hat in Braunschweig bei Prof. Prager studiert, lebt und arbeitet jetzt in Berlin. Sie ist u.a. Rudof-Wilke-Preisträgerin der Stadt Braunschweig, Jahresstipendiatin des Landes Niedersachsen und Villa Massimo Preisträgerin. Anette Haas arbeitet mit Stoff und Wachs, schafft zarte, große und monumentale Gebilde, deren Suggestionskraft in der eigentümlichen Verwandlung scheinbar alltäglicher Formen und Materialien liegt.
Aus Licht und Hitze spinnt Beatrix v. Pilgrim, Hamburg/Berlin, einen Kokon, schafft Spannung und Atmosphäre für Dialog und Widerspruch einer Ausstellung. Installationen, Skulpturen, Videos werden erweitert und kontrastiert durch Performances. Raum für Leidenschaft entsteht – Künstlerinnen beschreiben auf je eigene Weise die Leerstelle Leidenschaft. Sie tun dies freudvoll, ironisch und geistreich, dennoch schmerzhaft, ernsthaft und sinnlich.
Was in der Kunstwelt könnte erotischer sein als ein Glas Prosecco zur Vernissage? – Stefanie Reling, Wiesbaden, verführt in ihrem Kiosk "BOUI-BOUI" zu leidenschaftlichem Konsum. Während Johanna Smiatek, Braunschweig, den süchtig, knisternden Abgründen verbotenen Glückspiels in ihrer Installation nachgeht. Die für den eigenen Körper erfundenen Formen der Projektionsarbeit "Über die eigene Sünde zu verzweifeln" von Justyna Koeke, Krakau/Stuttgart, berühren an der Grenze zwischen Lust und Alptraum. Während die Koreanerin Hyun-Joo Min, Helsinki, in ihrer Videoperformance "Wedding" das Terrain der gesellschaftlichen Institutionalisierung und Inszenierung dieser Leidenschaft erforscht. Skulpturale Elemente von Katja Kurbjuweit, Wuppertal, und Katharina Weishäupl, München, pointieren die Zumutung "Leidenschaft".
www.bvpilgrim.com
www.stefanie-reling.de
www.johannasmiatek.com
www.justynakoeke.com
www.hyunjoomin.com
Zur Einführung spricht Dr. Andreas W. Vetter, Kurator der Rubensausstellung im Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig-
Die junge Düsseldorfer Malerin Therese Schult, Schülerin von Jörg Immendorf und Albert Oehlen, schafft in ihrer subtilen Malerei Momente von stiller, manchmal ironisch beklemmender Leidenschaft. Für die Braunschweiger Ausstellung wird sie Bilder zu den zwölf Taten des Herkules erarbeiten. Sie sucht dabei die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte, insbesondere mit Peter Paul Rubens und Lukas Cranach.
Die Berliner Malerin und Bühnenbildnerin zeigt in dem Projekt "Reserve" Gemälde und Aquarelle, deren Ausgangspunkt private Schnappschüsse einer verwahrlost erscheinenden Wohnung sind. Das Material auf den Bildern erscheint dabei von inflationärer Quantität und Qualität. In Anspielung auf Milieustudien, die das Phänomen der "Messies" untersuchen, spiegeln sich soziale Ermittlungen als künstlerische Fragestellungen. Der manische Charakter des Abgebildeten wird auf die eigene Kunstproduktion und die Ausstellungskonzeption übertragen, Parallelen werden deutlich: Letztlich kann sich auch hinter Produktion, Sammlung und Ausstellung von Kunst der obsessive Drang, Dinge anzuhäufen, verbergen.
Ein Film von Peter Greenaway und der Philosoph und Medien(Film)wissenschaftler Ralf Beuthan, Universität Jena, kommen zusammen: Zeit, Rätsel und Symbole bestimmen das Gespräch. Ralf Beuthan hat promoviert über Greenaway und Godard.
Die Arbeiten von Vera Bourgeois – Künstlerin, Forschende und Lehrende (u.a. HBK Braunschweig) – bewegen sich an der Schnittstelle von privat und öffentlich. Dabei trat in den letzten Jahren der konkrete Objektcharakter ihrer Arbeiten im öffentlichen Raum zugunsten einer konzeptualisierten Form zurück. Für Vera Bourgeois ist das Private in seiner öffentlichen Dimension zugleich politisch. Doch anders als bei den zahllosen Reality-Shows, die auf Entblößung des Privaten abzielen, fragt Vera Bourgeois nach den Motiven des Handelns und bezieht zudem die Besuchenden interaktiv in ihre Recherchen mit ein. So forschte eines ihrer letzten Projekte in Frankfurt den inneren Motivationen sozialen Handelns einzelner Personen nach – eine in der Banken- und Messestadt durchaus brisante Frage.
Gemeinsam mit dem Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher Christian Kaufmann, Studienleiter an der Evangelischen Stadtakademie Frankfurt, möchte Vera Bourgeois einige der jüngsten Arbeiten vorstellen.
Burglind Jonas-Davies fasst für diesen Short Cut die ›gesammelten Eindrücke‹ eines Amsterdamer Jahres zusammen. Thematisch wird sich die in Amsterdam und Kassel lebende Künstlerin mit dem heiklen Thema ›Leistung und Prostitution‹ auseinandersetzen.
Jonas-Davies ist Musikerin, war Mitglied des Braunschweiger Staatsorchesters und hat sich dann dem Studium der Bildenden Kunst zugewandt. Auch weiterhin ist Klang ein wesentlicher Bestandteil
ihrer Arbeit, der jetzt mit Bild und Skulptur ein erweitertes Gefüge eingeht.
Haing-Suk Lee stellt sich zum ersten Mal in Braunschweig vor.
Die 1970 in Süd Korea geborene Künstlerin lebt seit Kurzem hier und hat an der Kunsthochschule in Kassel studiert. Hain-Suk Lee arbeitet mit Linien als Raum, als Tanz, als Messer – es sind
stoffliche, verletzende und verletzte Arbeiten, die entstehen. Der Raum verwandelt sich durch ihre ›unter die Haut‹ gehenden Objekte.
Jan Thomas, Bildhauer aus Halle/Saale wird die Betrachtenden in seine skulpturalen Arrangements direkt in eine Atmosphäre zwischen Realität und Fiktion einbinden. Seine poetisch-absurden Szenarien lösen eine subjektive, manchmal körperliche Unruhe aus, die sich durch die Intensität der Körperlichkeit vermittelt. Durch die erzählerischen Gruppierungen bildet sich ein ambivalenter Raum der Imagination und Wirklichkeitserfahrung, der auf den ersten Blick eine Aufhebung von Zeit und Geschichte suggeriert. Die Arbeiten präsentieren sich als Körperchiffren, die unsere kulturell veränderten Körperbilder im Zeitalter der biotechnischen Revolution reflektieren und zugleich Kristallisationspunkte des Unbewussten sind.
Ein spannender und experimenteller Abend markiert den Jahresbeginn: Der Braunschweiger Filmemacher Thomas Bartels wird in den Räumen des Allgemeinen Konsumvereins Aufnahmen zu seinem neuen Filmprojekt drehen. Es entsteht ein "cine-poem" über Mechanik, Schleifen, Panoramen und Film.
Innerhalb der Aufbauten, zwischen seinen kinetischen Skulpturen, wird Thomas Bartels Arbeiten zeigen und mit seinem Publikum sprechen.