Die Fotografin Inge Thumm, die in Braunschweig lehrt, in Berlin und Hildesheim lebt und arbeitet, zeigt im Allgemeinen Konsumverein ihre allerneuesten Arbeiten. Die Künstlerin richtet Räume mit Zeitschriftenmaterial ein, Räume für Figuren der Film- und Kunstwelt – Collagen für "Prominente, ganz privat". Die Akteure wechseln die Räume, der Raum wechselt die Ebene – Überraschungen und Irritationen beim Betrachten entstehen. In einem Video zeigt Inge Thumm Lebensphilosophie aus der Werbung: "Gibt es ein schöneres Ziel als zu leben" – Portraits von Menschen und Möbeln, Einrichtungen als Biographien.

Natur in der Kunst, Naturnachahmung, Annäherungen an die Natur sind ein großes Thema in der künstlerischen Tradition – seltener in der Gegenwart. Anders bei Olaf Wegewitz, bei ihm sind Natur und Lebenshaltung ebenso wenig wie Natur und Kunst zu trennen. Naturforschung und künstlerisches Schaffen sind symbiotisch verbunden in der Arbeit an dem "Herbarium", bei "Skulptur Gewächshaus" oder bei "Walther von der Vogelweide im Nonnengarten". 

Olaf Wegewitz lebt in Huy-Neinstedt. Er gehörte zu den unbequemen Künstlern der späten DDR. In Lebensweise und Arbeit, mit den Skulpturen, Zeichnungen oder Bildern hat er sich sein Unangepasstsein auch weiterhin erhalten. Angesichts seiner Werke werden Olaf Wegewitz, U. J. Gellner vom Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg gemeinsam mit dem Publikum ins Gespräch kommen.

Martina Bothe zeigt neue Skulpturen im Allgemeinen Konsumverein. Die Braunschweiger Künstlerin arbeitet mit natürlichen Materialien, mit Baumwolle, Dornenzweigen und Wachs. Sie lässt in dieser Materialität Bedeutungen mitschwingen, deren Tradition vom Mittelalter bis zur Gegenwart, von der orientalischen Märchenwelt bis zur christlichen Ikonographie und gängigen Sprichwörtern reicht. Es entstehen Skulpturen von großer Dichte und Eindringlichkeit – Skulpturen, die uns ein Gefühl der Zeit vermitteln. Es ist Zeit in der Konnotation von Vergänglichkeit und in der Konnotation von Bewahren.

Die junge polnische Bildhauerin aus Stuttgart wird den Galerieraum mit bizzaren Stoffskulpturen verwandeln. Wuchernd scheinen sich die weichen und doch widerständigen Gebilde vor unseren Augen zu vermehren, Träumen gleich ihre Gestalt zu verändern und sich unaufhaltsam in unsere Vorstellungen und Wünsche hineinzumogeln. Jedes einzelne Gebilde weckt unterschiedliche Assoziationen und hält uns in einem ambivalenten Dialog zwischen Vertrautem und Unbekanntem.

Dabei macht sich Justyna Koeke Materialität und Farbe zunutze. Sie kombiniert eine Stofflichkeit, die Geborgenheit ebenso wie Machtgefühl hervorrufen kann, die vertrauten und doch unbekannten Formen mit einer Farbe, die in der Natur und bei den Menschen als eine ganz Besondere ausgewiesen ist.

www.justynakoeke.com